Sensibilität – eine Schwäche?
Menschen spielen mit Emotionen. Sie berühren sich dadurch. Sie lösen in anderen gute aus oder auch negative (je nach Prägung, Vorverletzung, etc.). Und wenn man nicht gut bei sich ist, ja sogar abhängig davon (weil man in der Kindheit oft verletzt wurde – wie die meisten von uns), dann wird man zum Spielball der anderen. Sie ziehen Energie dadurch, finden es lustig, wenn man seine Sensibilität zeigt oder meinen, einen „abhärten“ zu müssen.
(Am Ende des Textes findest du Tipps wie du besser “Nein” sagen lernen kannst.)
Ja, so ein Verhalten kennen wir oft von Eltern, die meinen ihre Kinder „emotional abhärten“ zu müssen, indem sie ihnen emotional weh tun. Man lernt einen Schutzpanzer anzuziehen, sich ein dickes Fell anzuziehen! Man deckelt seine Gefühle immer mehr, verdrängt sie, schiebt sie zur Seite oder schluckt sie herunter. Denn zeigt man sie, heißt es „Du bist ja so sensibel… Du Mimose.“
Vielleicht wurde man als Kind bestraft in Form von Liebesentzug…wurde ignoriert oder „härter“ behandelt, damit man endlich dem Leben (der Ellenbogengesellschaft) strotzen lernt!
Aber wir brauchen keine weiteren gefühlskalten (= harten) Menschen, die sich gegenseitig zerstören!
Wir brauchen viel mehr gefühlvolle, sensible, feinfühlige Menschen, die gelernt haben, bestimmt, klar und liebevoll für sich und andere aufzutreten!
Über Gefühle macht man sich in unserer Gesellschaft lustig. Sensibel sein wird mit Schwäche verwechselt. Je sensibler jemand ist, desto mehr kann man denjenigen „aufziehen“…ihn lächerlich machen…und sich so groß fühlen. Die Sensiblen wundern sich dann, warum sie sich so schlecht fühlen…so müde und erschöpft. Ihnen wird ständig Kraft und Energie entzogen.
Denn sie sind Menschen mit offenen Herzen. Sie wollen helfen, weil sie den Schmerz von anderen spüren können…und weil sie ihn oft selbst am eigenen Körper erlebt haben. Den Schmerz, den so viele so lange runtergeschluckt haben und dann nicht mehr wissen, warum sie sich so deprimiert fühlen, so ausgelaugt, so unglücklich fühlen.
Sensibilität kommt oft von einem unsicheren Umfeld aus der Kindheit.
Sie mussten ihre inneren Antennen weit aufstellen, damit sie spürten, wie die Eltern drauf waren…ob sie an dem Tag sicher waren oder nicht. Ob die Möglichkeit bestand, dass ein (emotionaler) Seitenhieb unter die Gürtellinie kam oder nicht. Ihr Nervensystem war sozusagen immer auf Alarmbereitschaft.
Oft wurde mit ihren Gefühlen gespielt. Denn damit sich das Nervensystem als Kind auch mal entspannen konnte, sorgten die Sensiblen dafür, dass „Harmonie“ bestand…und sie glichen oft ganz viel aus, fingen Angriffe auf andere auf. Sie wurden so oft zu stillen Leidenden, Harmoniesüchtigen oder lauten Beschützern.
Aber ein zu großes Harmoniebedürfnis sorgt dafür, dass man sich verleugnet, seine Wut, Aggression verurteilt und an Klarheit und Lebensenergie einbüßt. Um Konflikte zu vermeiden, spricht man lieber um den heißen Brei herum, verwendet „white lies“ („positiv ausgelegte Lügen“), um nichts in anderen auszulösen…was zu erneuten unkontrollierten Konflikten (= Rechtfertigungsschlagabtausch) führt…und einem erneuten Zusammenbruch des Nervensystems = innerer (Überlebens)Stress!
Aber Sensibilität oder Feinfühligkeit bedeutet keine Schwäche!
Nur weil man sensibel ist, bedeutet das nicht, dass man ausgeliefert ist, dass man sich ausnutzen lässt. Daher ist es enorm wichtig, dass die Sensiblen lernen auf die Signale der Außenwelt zu achten…und was das mit ihnen macht. Und sie dürfen lernen, sich wieder zu spüren und ihre Gefühle, ihre Feinfühligkeit anzuerkennen und für sie einzustehen. Denn das ist ein großes Geschenk!
Sie haben ganz viel gemeistert durch diese Kindheit!
ABER: Sie dürfen lernen wie sie ihre Werkzeuge anwenden und dass sie sich diese nicht ständig von anderen aus der Hand nehmen und sich fremdbestimmen lassen.
Es ist wichtig, dass wir lernen mit unserer Feinfühligkeit behutsam und liebevoll umzugehen UND bestimmt und klar aufzutreten. Denn nur weil man feinfühlig ist, bedeutet das nicht, dass man schwach ist und andere mit einem machen können, was sie wollen…auch wenn es sich anfangs hart anfühlt, wenn man anfängt zu sich zu stehen.
Alleine von diesem selbstzerstörerischem Weg abzugehen, ist fast unmöglich. Denn das ganze Nervensystem, der ganze Chemiehaushalt des Körpers, etc. haben sich an diese Verhaltensmuster gewöhnt und man fällt immer wieder hinein in dieses alte Verhalten…es allen recht macht zu wollen.
Aber du bist nicht alleine. Wir sind viele und gemeinsam stärken wir uns auf unserem neuen Weg. Es gibt Möglichkeiten und Werkzeuge, die dir dabei helfen, Menschen, die dich auf deinem Weg unterstützen. In unserem Jahreskurs z.B. gehen wir tiefer darauf ein. Im 3-Tage-Minikurs lernst du auch schon ganz viel dazu. Komm doch dazu & kämpfe nicht mehr länger alleine gegen den Rest der Welt!
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